Sonntag, 29. April 2012

Zwischenwelt

Durch schwerer Sonne leichten Regen dunkler Wolken schwarzes Gebräu
schweben wir dem Regenbogen entgegen
zu himmlischen Gefilden satter, triefender Pracht
Alles wird gut scheint eine Stimme bedeutungsvoll zu sagen
Alles fügt sich zusammen, wie ich's vorher erdacht

Samstag, 25. Juni 2011

Vorgeschichte eines Fantasy-Romans

Gelangweilt kaute der 12jährige Junge auf seinem Bleistift. Seine Augen waren in eine imaginäre Ferne gerichtet, deren Richtung nur zufällig der Richtung der großen Schiefertafel entsprach.
Kratzend malte der Lehrer Jahreszahlen an die Tafel und sprach seinen Monolog mit näselnder Stimme: 1075 Sachsenkrieg, 1077 Bußgang nach Canossa, 1084 Heinrich IV. wird in Rom als Kaiser gekrönt…
Die Tafel mit den Jahreszahlen verschwamm vor Ralfs Augen, während die monotone Stimme des Lehrers in weite Ferne rückte und einschläfernd vor sich hin leierte. „Wenn doch nur jemand käme und mich mitnähme“, seufzte der Junge still in sich hinein. Er träumte sich auf eine einsame Insel im großen Ozean.

Samstag, 30. Oktober 2010

Joint am Abend

Sie lagen auf einer Matte im Sand und rauchten einen Joint. Über ihnen neigte sich der Strandhafer sanft im Abendwind.
Es war ein warmer Sommerabend am Meer und der Sand strahlte immer noch eine leichte wohlige Wärme ab.
Der hagere lange Typ mit der blonden Mähne, welche ihm bis weit über die Schultern fiel lauschte auf das Geräusch der Brandung welches in der Stille scheinbar kilometerweit zu hören war, während ein paar einsame Möwen ab und zu dazwischen kreischten.
Seine kleine mollige Freundin kicherte im Rausch vor sich hin und machte lustige Gesichter und Grimassen hinter dem Rücken des Blonden.
 Alles war still und friedlich und die beiden waren fast allein am Strand. Nur weit entfernt bewegten sich ein paar dunkele Silhouetten, welche gemächlich am Wasser entlang spazierten.

Samstag, 16. Oktober 2010

Der Radius wird kleiner

Der Radius wird immer kleiner und die Demenz schreitet rasch fort.
Ich habe Angst vor der nassen Treppe im Bahnhof und fühle mich hoffnungslos verloren im Nahschnellverkehrszug.
Landschaft und Gesichter gleiten vorbei und ich möchte aufstehen und schreien:
Leute, das hier ist kein Zug und keine Straßenbahn! Das ist eine Irrenanstalt und ich bin Euer Arzt!
Ich habe hier zwei Kapseln in meinen Händen - eine rote und eine blaue. Wer von mir die Rote nimmt wacht auf in die Realität und begreift daß er nur Patient ist. Patient in einem Irrenhaus.
Wer aber die Blaue nimmt schläft einfach weiter im rasenden Zug.
Die Realität bietet eine theoretische Chance auf Heilung - auch wenn die Flure der Anstalt trist und kahl sind.
Der Schlaf bietet keine Erleichterung, denn die Welt dreht und dreht sich immer schneller voran - und das Vertraute schwindet mehr und mehr dahin wie ein dünner Rauch im Wind.
Chaos zieht am Horizont herauf, die Ordnung ist nur noch das Recht des Stärkeren.
Irgendwo im Dreck überleben ein paar wenige Menschen. Echte Menschen. Der Rest treibt seelenlos dahin - in den schmutzigen Fluten des bedenkenlosen Konsums und der Zeit....

Freitag, 10. September 2010

Der Mann, der um sein Leben schrieb

Mit hektisch flackernden Augen haute er in die Tastatur seines PCs. Er war getrieben, aber er wußte nicht von wem oder was. Das Einzige was er wußte war: "Es geht um mein Leben! Wenn ich jetzt aufhöre zu schreiben, falle ich kraftlos und tot vom Stuhl."
Er MUSSTE schreiben. Es musste aus ihm heraus - die Vorstellungen und Gedanken, welche innerlich in ihm hochstiegen und auf seine Nervenbahnen einprasselten.
Während er schrieb fühlte er sich angeschlossen an eine pulsierende Lebenskraft, die ihn völlig durchströmte. Er war nur Kanal. Kanal für etwas oder jemand.
Merkwürdig - dieser unsichtbare jemand oder diese unsichtbare Lebenskraft war er eigentlich selbst. Es waren tiefe Quellen und Brunnen in ihm, welche aufgebrochen waren und er musste schreiben, schreiben schreiben....

Montag, 9. August 2010

Meine Dämonen

Die Dämonen,die, von außen an meinem Fenster kleben - wollen doch auch nur leben, wollen auch nur leben.
Sie hämmern und schrauben an meinem Fenster herum, sind unzufrieden mit sich, der Welt und Gott. Sie wollen mein Leben stehlen. MEIN!
Der Herr der Fliegen ist selber sehr arm und kann ihnen nichts geben. Sie gehorchen ihm zwar - weil sie wohl müssen - aber nicht sehr gern. Sie wollen selber leben.
Aber weil es dort in ihrer Welt so gar nichts Lebendiges gibt - kein Feiern, keine Lust - da wollen sie an meine Venen in ihrem Überdruss.
Sie möchten gern saugen und sich laben an meinen Eingeweiden, mir zum Schaden.
Die armen Dämonen die von außen an meinem Fenster kleben - wollen auch nur leben, wollen auch nur leben.


Broken needle in a broken vein - all the same, all the same.

Montag, 10. August 2009

Die goldene Vergangenheit

Was war das Leben spannend damals - was haben wir gelacht!
Was haben wir gelacht, als wir im Auto vor dem Maulwurf kifften und der Qualm die kleine Kabine völlig vernebelte.
Ja mei, war das lustig.
Wie spannend war das Leben noch, als wir unseren ersten LSD-Trip nahmen und die Musik losging.
Was haben wir gelacht - wie cool haben wir uns gefühlt mit unseren langen Haaren.

Heimlich verschleppt

Neulich nacht hat man mich abgeholt während ich schlief. Irgendjemand ist der Meinung, daß ich besser zur Insel Depressiva passe, als zur Insel Musica.
Als ich die Augen aufschlug, war alles wie immer. Sonnenschein im Garten, die Vögel zwitscherten, aber irgend etwas stimmte nicht an dem Bild. Etwas war falsch daran.
Ich schüttelte den Gedanken ab und machte "business as usual"
Aber alles lief nicht mehr so richtig rund.
Dann bemerkte ich neulich, daß mein Garten aus Wänden von Pappe mit aufgedruckten Fotos von Bäumen und Büschen bestand. Die Vogelstimmen kamen von einem endlos-Tonband.

Die Insel Musica

Neulich ging überraschender Weise ein Schiff von der Insel Depressiva nach Musica. Ich ergriff die Gelegenheit, dort meinen Urlaub fortzusetzen...


Die Insel Musica ist viel schöner als Depressiva. Die Tage sind hell und freundlich und die Nächte nicht so lang.
Es gibt viel Leckeres und leichtes zu essen. Mediterran eben. Der Wein ist rot, schwer und rinnt feurig die durstige Kehle hinab.
Der Rausch aber ist leicht, beschwingt und angenehm. Es gibt keinen Kater am nächsten Tag. Im Gegenteil - man wacht frisch und munter auf und hat den Kopf voller neuer Ideen.
Alte Gitarren restaurieren, die Stereoanlage aufpeppen und ständig neue Melodien verspeisen.
>Ach, das Leben ist wieder eine Lust!
Hier lässt es sich leben, hier könnte ich bleiben... und der Tag der Abreise liegt noch in weiter Ferne!

Urlaub auf Depressiva

Habe lange nix geschrieben
bin im Urlaub auf der Insel Depressiva
die Nächte dort sind lang und dunkel
auch am Tag wird es nur langsam hell
bin irgendwie versunken
auftauchen geht auch nicht so schnell
hab heut nacht mit Gott geredet
das war wunderschön
sein Licht hat schon fast geblendet
als ich glaubte, daß er mir sagen wollte:
nimm Lebertran, mein Sohn!