Freitag, 10. September 2010

Der Mann, der um sein Leben schrieb

Mit hektisch flackernden Augen haute er in die Tastatur seines PCs. Er war getrieben, aber er wußte nicht von wem oder was. Das Einzige was er wußte war: "Es geht um mein Leben! Wenn ich jetzt aufhöre zu schreiben, falle ich kraftlos und tot vom Stuhl."
Er MUSSTE schreiben. Es musste aus ihm heraus - die Vorstellungen und Gedanken, welche innerlich in ihm hochstiegen und auf seine Nervenbahnen einprasselten.
Während er schrieb fühlte er sich angeschlossen an eine pulsierende Lebenskraft, die ihn völlig durchströmte. Er war nur Kanal. Kanal für etwas oder jemand.
Merkwürdig - dieser unsichtbare jemand oder diese unsichtbare Lebenskraft war er eigentlich selbst. Es waren tiefe Quellen und Brunnen in ihm, welche aufgebrochen waren und er musste schreiben, schreiben schreiben....

Ihm war egal ob er Leser haben würde oder ob jemand ihn für seine Arbeit anerkennen würde - dieses winzige Staubkorn am Rande eines unermesslich großen Universums.

Er tauchte hinein, völlig hinein hinter die Geheimtüren seine Vorstellungswelt - immer neue Quellen öffneten sich vor seinen staunenden Augen. Unendlickeit - Licht - ein fremdes und doch seltsam bekanntes Land erschien vor seinen Augen und er spazierte, flog mitten hinein.
Musik erklang von ferne, leise zuerst, dann lauter und eindringlicher. Sie erfüllte das ganze Land über dem er schwebte, über welches er dahinflog - getragen von einer unbekannten Strömung und Kraft. Unbekannt und doch irgendwie vertraut. Alles durchdringend und doch zart und leise.

Weiter hinein und höher hinauf schien jemand ohne Stimme zu rufen - nein es waren viele, sehr viele Stimmen welche in diesen Ruf einstimmten - in völligem Einklang mit der unhörbaren alles durchdringenden Musik. Alles vermischte sich in diesem vorwärts treibenden Strom des pulsierenden Lebens - Musik, Gedanken und Emotionen. Er schien sich darin fast zu verlieren und aufzulösen - aber eben nur fast - denn alles war ihm leibhaftig bewusst.
Einen Moment lang hielt er inne und dachte: "Woher bin ich gekommen? Wie komme ich hier her?" Und er erinnerte sich dunkel an seinen Schreibtisch in der Ferne, an dem immer noch ein Mann saß, der hektisch schrieb und wie besessen auf die Tasten hämmerte. "War das nicht mal ich selbst, dachte er bei sich? In irgend einer weit entfernten Vergangenheit?"

3 Kommentare:

  1. du kannst echt sooo gut schreiben. heut bestell ich übrigends das buch von dir. hab mir gestern schon die bestelltelenr. aufgeschrieben.

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  2. Habs gelesen oder besser gesagt verschlungen und die vorgeschichte les ich immer wieder vorm einschlafen, muss darüber so herzhaft schmunzeln dass ich glückselig einschlafe. ich stell mir die vorgeschichte wie du sie beschrieben hast bildlich vor, deine gedanken wie du dich gefühlt hast wie harald und horst immer wieder versucht haben dich vom christentum zu überzeugen und am ende dann gebetet wurde weil man nicht weiter kam mit dir. hach es ist einfach spannend was du da erlebt hast und auch amüsant wenn ich mir das bildlich vorstelle, kann mich da sehr gut reinversetzen könnte auch ich sein, die mit dem Kopf heulend auf der offenen backofentür landet. *g*

    und die geschichte hier ist auch so toll geschrieben, also ich kann mich in dein geschriebenes sehr gut reinversetzen. freu mich schon auf dein Buch "absturz von der lobpreisleiter" das wird bestimmt auch sehr gut.

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