Samstag, 30. Oktober 2010

Joint am Abend

Sie lagen auf einer Matte im Sand und rauchten einen Joint. Über ihnen neigte sich der Strandhafer sanft im Abendwind.
Es war ein warmer Sommerabend am Meer und der Sand strahlte immer noch eine leichte wohlige Wärme ab.
Der hagere lange Typ mit der blonden Mähne, welche ihm bis weit über die Schultern fiel lauschte auf das Geräusch der Brandung welches in der Stille scheinbar kilometerweit zu hören war, während ein paar einsame Möwen ab und zu dazwischen kreischten.
Seine kleine mollige Freundin kicherte im Rausch vor sich hin und machte lustige Gesichter und Grimassen hinter dem Rücken des Blonden.
 Alles war still und friedlich und die beiden waren fast allein am Strand. Nur weit entfernt bewegten sich ein paar dunkele Silhouetten, welche gemächlich am Wasser entlang spazierten.

Der hagere Typ stand langsam auf, krempelte seine Jeans bis zum Knie hoch und ging barfuss ins Wasser. Er spürte wie ihm die Brandung mit jeder Welle den Sand unter den Füßen wegzog und seine Füße immer tiefer einsanken.
Still und unverwandt blickte er in die Farben des Sonnenuntergangs, welcher die Wolken rot, blau, grün und gelb färbte. Ein Rausch von ineinander fließenden Farben.
Gott muss ein großer Künstler sein, dachte er bei sich, während er das Spiel der Farben am Horizont betrachtete.
Solche Farben – solcher Ausdruck, solch eine mystische Stimmung. Selbst Salvador Dalis oder Casper David Friedrichs auf Leinwand gemalte Himmel konnten auch nicht im Entferntesten an dieses imposante, lebendige Kunstwerk heranreichen, das Gott in diesem Moment mit schneller Hand an den Himmel zeichnete. Ein einsamer Stern glänzte schon auf in dem immer dunkler werdenden Himmel. Er schloss die Augen und achtete still auf die kleinen millionenfachen Geräusche des Wassers, wenn sich die Wellen am Strand brachen.Es war als ob das Universum zu ihm reden würde – flüsternd, vielfältig und glucksend. Er war still und genoss den Augenblick während die Zeit für ihn scheinbar stillstand. Das Leben hatte eine geheimnisvolle Bedeutung und er war noch jung und begierig, dem Leben seine Geheimnisse zu entreißen.


Zurückgekehrt zu ihrer kleinen Strandmatte fing er an mit der kleinen molligen Freundin zu flachsen. Nun kicherten und glucksten sie zusammen um die Wette. Die Kleine hatte dunkele Augen und nussbraune, lange Haare. Ihre Augen glitzerten und funkelten im Halbdunkel, denn sie hatten mittlerweile ein kleines Feuer aus altem Holz und Strandgut angefacht in das sie beide hineinstarrten.
„Wenn alles Leben aus dem Meer kommt“, sinnierte er nachdenklich vor sich hin, „und schon einige unserer Vorfahren wie Delfine und Wale wieder ins Meer zurückgekehrt sind, dann könnten wir Menschen doch vielleicht auch wieder ins Meer zurückkehren aus dem wir gekommen sind und einfach unter Wasser leben!“ „Vielleicht müssen wir nur lange genug am Strand leben, ständig zum Schwimmen und tauchen ins Wasser gehen und nur Krebse, Krabben und Fisch essen“ antwortete sie vergnügt und mit leuchtenden Augen. Dann küsste sie ihn leicht und flüchtig auf die Lippen, während sie ihre gemeinsame Geschichte weiter spannen.
„Ich wäre dann ein Meerman und du eine Meerjungfrau“, strahlte der Blonde seine Freundin an und sie kicherten beide. „Und wir hätten in einer Unterwasserhöhle unser Haus mit einem Garten aus Korallen, Seetang zum Essen und ein Blumenbeet mit Seeanemonen“, hauchte sie verträumt, während er den Blick vom Feuer wieder auf die Wellen und den Horizont richtete.
„Und niemand könnte uns sagen was wir zu tun und zu lassen hätten. Kein Lehrer oder Meister der mit dir schimpft, dir die langen Haare abschneiden will und Leute die meckern, daß ich aussehe wie ein Mädchen. Aber vielleicht wäre es auch ein wenig einsam und langweilig auf Dauer“, erwiderte er.
„In an octopus’s garden with you“, sang sie leise vor sich hin und gab ihm erneut einen flüchtigen Kuss.
„Ich hab totalen Hunger auf Butter-Sandkekse und Durst auf Bitter-Lemon“ seufzte der große Blonde. „Mein Mund ist total trocken und ich brauche dringend dieses fruchtige Kribbeln von der Bitter-lemon“, antwortete die Braunhaarige mit kessem Augenaufschlag.


Auf dem Weg vom Strand zu ihrem alten VW Käfer sangen sie sich gegenseitig ein Lied vor und lachten sich dabei krumm uns schief. „Alles was Du kannst, daß kann ich viel besser“! sang er, während sie antwortete: „Nein ich kann alles viel besser als Du“!  „Kannst Du nicht“ sang er. „Kann ich doch“ antwortete sie und zog ihren Sangeswettstreit immer länger und länger. Die kleine Mollige fing an den Text abzuwandeln und neue Zeilen anzufügen, die in dem Lied eigentlich gar nicht vorkamen. Als sie mit voller Überzeugung und ernstem Blick sang: „Du irrst“! bekamen sie einen gemeinsamen Lachanfall und konnten sich kaum noch auf den Beinen halten.
Und damit hatte sie den Sängerwettstreit gewonnen.

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